Der Frühling reizte mich am Wochenende zu einer ausgiebigen Fahrradtour an Gelbach, Lahn, Mosel…… Gut ausgerüstet starteten wir bei herrlichem Wetter mit unserem feuerroten Mobil in Richtigung Westerwald /Rheinland-Pfalz.
Bei meinem Fahrradhändler, mit dem ich praktisch aufgewachsen bin, waren wir gegen Mittag.
Nagelneue Leihräder konnten wir in Empfang nehmen, d.h. mein Fahrrad hatte ich mitgebracht und so starteten wir über Montabaur, talabwärts durch das zauberhafte Gelbachtal. Die Vögel präsentierten uns ein herrliches Konzert, die stolzen Reiher flohen vor uns und die Greifvögel schwangen durch die Lüfte, der Duft von blühendem Holunder…
Genüßlich, immer leicht abwärts rollten wir glücklich dahin. Ein paar kleine Steigungen nahmen wir mit Elan und erreichten am Nachmittag unseren kleinen Winzer an der Lahn in Obernhof.
Schon mit meinem Großvater hatte ich hier gesessen….
Hier wurde schon immer philosophiert, politisiert und… Wein getrunken. Der Wein war schon etwas „trockener“, mit anderen Worten eigentlich sauer und mein Großvater bevorzugte den guten Schnaps. Die Zeiten haben sich geändert. Der Sohn versteht was von seinem Handwerk und hat prämierte Weine zu bieten, die sich sehen lassen können. Seine Weinberge umfassen ca. 2
Ha. 1200 Arbeitsstunden muß er nur für die Arbeit in den Steillagen investieren. Seine Frau unterstüzt ihn tatkräftig und manchmal gelingt es ihm den richtigen Zeitpunkt für die Lese so zu steuern, dass sein Wein prämiert wird. Er ist ein stolzer, wenn auch manchmal in sich gekehrter, wortkarger Winzer. Unsere Freunde staunen nicht schlecht, die „Winzerbrotzeit“
bestehend aus Hausmacherwurst und gutem Brot ist göttlich. Die Portionen riesig. Die Damen teilen sich eine Portion. Solide, tradionelle Metzgerware, wie man sie kaum noch findet.
Herrlicher, frischer, leichter Lahnwein zum Einstieg

Die Zeit vergeht in Fluge, wir trinken uns durch die kleine aber ausgesuchte Weinkarte und sind seelig. Ein Gewitter zieht auf und wir beschließen die Rückfahrt durch die Serpentinen des Gelbachtals zu verschmähen. Ein kurzer Anruf beim Nachbar meiner Mutter. Erwin fährt uns und unsere Räder sicher an unsere Basisstation im Gelbachtal – Bladernheim – zurück.
Wir schlafen gut, keine Großstadtgeräusche, nur die Vögel wecken uns in der Früh.
Nach einem ausgiebigen Frühstück möchten wir den Oberwesterwald erkunden. Auf einer stillgelegten Bahnstrecke möchten wir nach Westerburg radeln.
Nach ca. 20 km Fahrt erreichen wir unsere Einstiegsstelle. Die Luft ist frisch, es geht ein kalter Wind. So kenne ich es, hier pfeifft der Wind so kalt….
Die Landschaft ist hügelig, bewaldet und wir haben den Eindruck, fast menschenleer.
Die Dörfer haben ihren eigentlichen Dorfkern verloren. Riesige Neubauten , teils im mediteranen Stil, groß wuchtig, mit riesigen Gärten.
Schnell sind wir in Westerburg am Bahnhof. Toll renoviert „Alt“ u. „Neu“ miteinanderverbunden, aber keine Menschen. Es ist ca. 11.OO Uhr und wir beschließen zurückzufahren.
Mitten in einem Dorf finden wir einen „Italiener“.
Wir parken unsere Räder. Gerade wollen wir Platz nehmen – keine weiteren Gäste sind zu sehen-, ein künstlich erbräunter Kellner weist uns darauf hin, dass wir die Räder da nicht stehen lassen können. „Hinter dem Haus, haben wir einen Radständer, bitte benutzen Sie den!“
Nein da nehme ich nicht Platz. Mein harmonieorienter Ehemann macht ihm unmissverständlich klar, dass wir die Räder dort stehen lassen. Plötzlich ist er sehr freundlich und lächelt so gar einwenig.
Die Chefin will uns in die italienische Küche einweisen, wir gehen auf keine Diskussion ein, denn schließlich leben wir doch in der nördlichsten Stadt Italiens – aber davon versteht sie nichts- Wir bestellen Salat, Pizza, Pasta u. werden überrascht, das hätten wir hier nicht erwartet, wenngleich die Pizza mein Sohn besser macht , aber der Steinofen fehlt offentsichtlich hier. 
Die Sonne kommt heraus und erwärmt einwenig unser Herz für den Oberwesterwald.

Die Pasta ist richtig gut und gut gestärkt radeln wir weiter.
Überall „Bauplatz zu verkaufen“ in jedem Dorf. Die Gemeindekassen brauchen Geld, die Stadtflucht belastet die Dörfer…, da kann der Bauplatz noch sooo preiswert sein.
Wir beschließen die Radtour am Nachmittag an der Mosel fortzusetzen.
Fortsetzung folgt!
Ein kleiner Einblick vorab
Neugierig??
In Winningen an der Mosel parken wir und versorgen uns mit Wasser, Wasser. Sehr warm ist es, die Ausflugschiffe sind gut gefüllt. Reges Treiben herrscht in dem vom Wein geprägten Ort.
Der Radweg geht direkt durch die Weinberge und hat auch ein paar nette Steigungen auf Lager.
Uns kann das nicht beeindrucken, die neuen Leihräder haben 27 Gänge u. meine kleine „Bergziege“ verfügt über eine tolle Übersetzung und die Gangschaltung ist perfekt eingestellt. Die Sonne brennt uns auf die Stirn. Der Ausblick entschädigt, steile Weinberge , der Schiefer reflektiert die Sonne, Reben, Reben, so weit das Auge schaut. Kein Meter wird verschenkt, bis in die letzte Ecke des Berges reihen sich die Reben.


Wir radeln die Mosel „aufwärts“ begleitet von der Bahnlinie, den Weinbergen und der Mosel.
An diesem warmen Nachmittag gehört der Radweg uns. Wir können gemächlich nebeneinander her fahren, ratschen, die Landschaft genießen.
Man hat das Gefühl in Frankreich oder im Süden zu sein, den die Luft ist warm, es riecht nach Schiefer…
Die kleinen Orte wirken verschlafen, überall Weinprobe…
Einwenig bleibt die Zeit stehen.


In dem beschaulichen Ort Leimen kehren wir am Ende des Ortes ein. Wir werden freundlich begrüßt, im Garten wachsen Feigenbäume, es ist heiß. Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen unter der Markise. Die Bedienung ist aufmerksam und unglaublich schnell. Sie weiß was Radler brauchen – zunächst einmal Wasser, Wasser.. und dann??
Ein schöner Moselriesling, wer kann da widerstehen.
Der Tag war schon weit fortgeschritten, lachend radelten wir nach Winningen zurück, allerdings konnten wir nicht widerstehen , soviele kleine Winzerhöfe laden zum weilen ein…
Viel zu schnell verging die Zeit und schon war es Sonntag. Heute wollten wir den Lahn-Radweg ein Stück ergunden. Ein Traumtag. In Nassau gingen wir auf den Radweg, der teils unmittelbar am Fluß bzw. durch Laubwälder, Wiesen führt. Riesige Raubvögel sahen wir im Sturzflug, beschauliche Weiden mit gefleckten Kühen, Fachwerkhäuser…


Dann waren wir in Bad Ems. Geschichtsträchtig, gewaltig. Traditionell gilt Bad Ems als „Das Heilbad für Katarrhe und Asthma“ und deren Folgezustände. Es verdankt seinen Ruf vor allem seinen Quellen, die nach dem Mediziner Hufeland zu den alkalisch-muriatischen Säuerlingen zählen und als Thermen die einzigen dieser Art in Deutschland sind. Im Quellwasser finden Hydrogenkarbonat sowie Chlorionen, Na-Ionen und 1 bis 2 g CO2, insgesamt also 4 g gelöste Substanzen. Die Thermalsäuerlinge zeigen hier eine Bandbreite zwischen 27 und 57° C. Darüber hinaus existieren auch etliche kalte Säuerlinge, also in Temperaturen unter 20° C.
Dieses Wasser mußte ich als Kind oft trinken, es schmeckt fürchterlich.
Ich verzichtete auf den „Genuß“. Mein Mann und unsere Freunde stärkten sich mit dem schon eigenartig schmeckenden warmen Wasser. Der Kurort wirkt verlassen, das Kurkonzert findet trotzdem statt, aber nur mit drei Musikern…


Plötzlich zieht es zu, die Wolken verdichten sich, leicht fängt es an zu regnen. Es ist aber immer noch sehr warm. Mit sportlichem Ergeiz radeln wir zurück nach Nassau, es hat aufgehört zu regnen und wir sind durch den Fahrtwind schon wieder „trocken“.
Natürlich besuchten wir zum Abschied noch mal unseren Lahnwinzer, genossen den herrlichen Winzersekt. „Die Trauben sind aus 2007, gestern habe ich ihn von der Hefe gerüttelt“,
In unser feuerrotes Spielmobil passen natürlich ein paar Fläschchen für laue Sommerabende…
Meine Freundin will ihr Fahrrad gar nicht mehr abgeben.
Viel zu schnell verging das Wochenende, irgendwie war es doch schön …..
Wir nehmen uns fest vor, das nächstemal den Rhein-Radweg auszuprobieren – Aus Deutschen Landen …..
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